CLAUDIA MANN

Claudia Mann

GEHEN UND KOMMEN

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Auf die Frage, was Skulptur sei, legt die 1982 in Wuppertal geborene Bildhauerin Claudia Mann fest: „Skulptur ist Boden“.  Der Boden bildet den Ausgangspunkt ihres bildhauerischen Konzepts, welches sie kontinuierlich weiterentwickelt.

Claudia Mann führen ihre Gedanken über den Boden weiter, hin zu der Überlegung, dass wir Menschen aufrecht in ständiger Balance zu diesem und Berührung mit diesem stehen. Da ein Objekt drei Standpunkte braucht, um fest zu stehen, wir Menschen aber nur zwei Beine haben, bildet nach Überlegungen Manns das im Kopf befindliche Gleichgewichtsorgan das ‚dritte Standbein‘. Indem wir uns ständig austarieren, schaffen wir die benötigte innere und äußere Stabilität, um eine gute Standfestigkeit auf dem Boden zu wahren. Das Prinzip der Balance und der Bewegung stellt somit trotz der Starrheit der Materialien in Manns Werken ein Grundprinzip künstlerischen Schaffens dar; so zeigen ihre Werke alle Resultate vorhergehender Handlungen auf.

Für ihre Ausstellung GEHEN UND KOMMEN in dem Projektraum SPACED OUT auf dem Gut Kerkow hat Claudia Mann vor Ort über mehrere Monate hinweg das Werk HAL (head, arm, leg) produziert. Für HAL hat die Künstlerin selbst drei Löcher in die Uckermärker Erde auf dem Gut Kerkow gegraben, diese mit Wachs abgeformt und als Aluminiumskulpturen gießen lassen. Die drei Erdlöcher folgen dem Prinzip, in diesen gerade eben ihre eigenen drei Körperteile Kopf, Arm und Bein (HAL = Head, Arm, Leg) versenken zu können – die drei Körperteile, die maßgeblich für die Balance und unsere Standfestigkeit auf dem Boden verantwortlich sind.

Am anschaulichsten können die BetrachterInnen des Werkes HAL das dem Werk inhärente Konzept nachvollziehen, wenn sie die Worte der Künstlerin selbst lesen. So schreibt Claudia Mann:

 

Zuerst ist der Kopf dran.

Die Größe ist abhängig von dem Gefühl meines Kopfes im Loch. Bin ich schon drin oder nicht? Wieviel muss eigentlich drin sein? Entscheidend sind die Ohren. Es ergibt sich irgendwann eine Ruhe und Behaglichkeit darin und ich weiß das es genügt. Es riecht fantastisch. Ein Schutz. Wie ein Hörschutz.

Ich pinsel direkt auf dem Erdmaterial im Loch mit Wachs. Die erste Schicht sehr vorsichtig. Meist zunächst spritzend, bis sich eine Haut bildet die ich mit dem Pinsel berühren kann. Wenn ich eine Gussstärke von 6-8mm erreicht habe, hole ich die Form heraus.

Es folgt nach Entnahme der ersten Form darin dann eine Messung, mit ebenso viel Gefühl, für den Arm. Wie tief? Wie verhält sich der Rest des Körpers? Ich lege die Hand auf den Grund. Stütze mich. Und entscheide, ob der Arm wirklich darin Platz hat und beobachte meine Schulter im Verhältnis zum Rand des Lochs. Es folgen die Korrekturen und Vergrößerung des Lochs. Das wird wieder abgeformt…dann ein Bein…

Ich bringe der Gießerei die drei Lochausgrabungen, die ich aus Kerkow aus der Erde geholt habe, direkt aus Wachs abgeformt. Unikate. Mit den organischen Materialien von dort. Ich reinige diese nur vorsichtig mit Wasser und entscheide was dran bleibt und die Gießerei legt die Kanäle an und gießt Schamott um die Formen. 

Das ganze kommt zunächst in den Ofen und Wachs wird ausgeschmolzen, bis das Negativ entsteht. Auch Holz oder anderes organisches Material verbrennt. Steinchen jedoch nicht, sofern die im Loch zu finden waren. Dann kann das Aluminium gegossen werden.‘